Im Jahr 2012 wurde in Kooperation mit der Initiative neue Töne für junge ohren mit der Durchführung des Projektes „Kassel (un)erhört!“ begonnen. Dabei wurden in fünf Stadtteilen Kassels (Wolfsanger, Nordstadt, Vorderer Westen, Brückenhof und Wilhelmshöhe) in verschiedenen Schulen und Einrichtungen musikalische Kompositionen entwickelt, die unmittelbare Bezüge zu den Besonderheiten des jeweiligen Stadtteils haben.
Die Schüler und Schülerinnen begaben sich zu Beginn auf eine Erkundungstour durch ihr Quartier. Ausgestattet mit Aufnahmegeräten erforschten sie die Besonderheiten ihres Standortes und fragten sich: Welche akustische Charakteristik lässt sich beschreiben? Gibt es besondere Klänge, die sich mit Instrumenten nachahmen lassen? Welche Klänge wünschen wir uns hinzu? Welcher Ort scheint uns am spannendsten zu sein? Gibt es eine Assoziation, die uns auf eine kompositorische Idee bringt? Welche Instrumente passen zu dem ausgewählten Ort? Angeleitet von professionellen MusikerInnen und KomponistInnen wurden diese akustischen Fragestellungen zu Klangexperimenten, musikalischen Improvisationen und schließlich zu ausnotierten Stücken oder Klanginstallationen. Die Ergebnisse wurden im Oktober 2012 in den jeweiligen Stadtteilen aufgeführt.
Beteiligte
In der Klasse 4c der Grundschule Wolfsanger mit der Lehrerin Katrin Endig-Rausch wurde in mehreren Workshops unter Leitung der Komponistin und Musikerin Christine Weghoff sowie der Musikerin Constanze Betzl vom Büro für Konzertpädagogik kontakt@musik eine Komposition erarbeitet.
Der Jungstudent für Komposition an der Musikakademie Kassel, Timm Siering, komponierte ein dreisätziges Werk für das Orchester der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule im Stadtteil Brückenhof.
Durch eine Kooperation mit dem Kulturzentrum Schlachthof wurden Jugendliche und Kinder aus der Nordstadt Kassels unter der Leitung der Musiker Olaf Pyras und Christoph Gunkel aktiv beteiligt und haben ihren Stadtteil rhythmisch erklingen lassen.
Schüler*Innen der Klasse G 6b der Heinrich-Schütz-Schule ließen zusammen mit ihrer Lehrerin Barbara Kuehnen und dem Schlagzeuger und Komponisten Olaf Pyras eine eigene Komponsition entstehen.
Schüler*Innen des Musikzentrums im Kutscherhaus begaben sich im Vorderen Westen zusammen mit Christiane Winning-Pawassar, Christine Weghoff und Olaf Pyras auf eine musikalische Erkundungstour und haben mit einer aus den gesammelten Eindrücken entstandenen Performance den Vorderen Westen für die Zuhörer klanglich erlebbar gemacht.
Die 2012 entstandenen Schüler-Kompositionen wurden zur Grundlage interdisziplinärer Projektarbeit in den Schulen und kulturellen Einrichtungen aus fünf Stadtteilen. Künstler aus benachbarten Sparten (Tanz, Film und bildende Kunst) ergänzten die Projektarbeit. Die verschiedenen Bausteine wurden in einer Abschlusspräsentation am 03. Juli 2013 im Schauspielhaus des Staatstheaters zusammengefügt.
So wurden im Kulturzentrum Schlachthof die im Herbst 2012 entwickelten Kompositionen aufgenommen, elektronisch verarbeitet und als „Schlacht-Groove“ Grundlage für eine Tanzperformance unter Anleitung der Tanztrainerin Heike Wrede.
In der Heinrich-Schütz-Schule bildete die 2012 entstandene Stadtteilmusik die Basis für von den Schüler*Innen selbst gedrehte Videosequenzen. Aus der vorhandenen Filmmusik für den Stadtteil Wilhelmshöhe entstanden in Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Arne Siebling eigene fantasievolle Drehbücher und Kurzfilme, die dann im letzten Schritt mit Livemusik präsentiert wurden.
In Wolfsanger haben die Schüler aus der Grundschule Wolfsanger-Hasenhecke unter Einbindung von Schüler*Innen der benachbarten Alexander-Schmorell-Schule zu Ihren Stadtteil-Kompositionen aus dem Jahr 2012 verschiedene Kunstobjekte mit der Künstlerin Ulrike Seilacher erschaffen.
Die Arbeitsgruppe aus dem Musikzentrum im Kutscherhaus hat die bisherigen Kompositionen auf eine größere Instrumental-Ensemblebesetzung erweitert und unter Berücksichtigung der Aufführungsmöglichkeiten im Schauspielhaus des Staatstheaters als szenisches Spiel dargeboten. Die Workshops wurden von Olaf Pyras, Christine Weghoff, Christiane Winning-Pawassar und Thomas Hof geleitet.
Drei Klassen der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule haben das 2012 komponierte Werk “Brückenhof – eine Übersicht” ihres Mitschülers Timm Siering unter Leitung von Hildegard Hirosawa zur Aufführung gebracht und dazu eine Performance mit dem Kurs für Darstellendes Spiel und dem Lehrer Markus Strube sowie eine Kunstausstellung zum Stadtteil Brückenhof mit dem Kunstkurs und dem Lehrer Jörg Salecker entwickelt. Dieses Stadtteilprojekt wurde im November 2013 beim ersten Kreativwettbewerb der Kasseler Musiktage 2013 mit dem “Walter-Heilwagen-Sonderpreis” ausgezeichnet
Gefördert wurde das Gesamtprojekt dankenswerterweise von der WINGAS GmbH und dem Kulturamt der Stadt Kassel.